Ein abermals ereignisreiches Jahr – im positiven wie negativen Sinne – ist vorbei und wir wagen einen Ausblick auf 2025 sowie dessen voraussichtliche Entwicklung.
Unsere Thesen:
- Geopolitische Spannungen halten an: Die Rivalität zwischen den USA und China dominiert weiterhin die globale Politik und beeinflusst Lieferketten und Handel.
- US-amerikanische Strafzölle werden kommen, aber nicht so hoch ausfallen wie bisher prognostiziert.
- Die Schuldenbremse wird fallen: Wenn sogar die CDU/CSU als größter Verteidiger eine Reform nicht mehr ausschließt, wird es – egal aus welcher Koalition die neue Bundesregierung bestehen wird – eng für die in der Verfassung festgeschriebene Maßnahme.
- Revival der Wehrpflicht: Mit dem immer länger anhaltenden Krieg Russlands gegen die Ukraine zeigt sich, dass die Aussetzung der Wehrpflicht Mitte 2011 aus der Zeit gefallen ist.
- Stagnation wird uns 2025 begleiten – die Wirtschaft muss ein weiteres schwieriges Geschäftsjahr überwinden, um dann 2026 bei starken (öffentlichen sowie privaten) Investitionen wieder aufblühen zu können.
Das Jahr 2024 war schwer und 2025 wird nicht leichter.
Politik national
Mit dem ‚Ampel-Aus‘ (übrigens Wort des Jahres 2024) schließt das politische Jahr für SPD, Grüne und FDP turbulent. Mit den Neuwahlen am 23. Februar 2025 wird sich zeigen, in welche Richtung sich Deutschland bewegen wird. Eins ist bereits jetzt klar: Die Bildung einer stabilen Regierung wird kompliziert und kaum jemand verbindet damit die Hoffnung auf einen Neuanfang! Dafür ist auch der Aufstieg von Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD) und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verantwortlich. Bleibt die ausgerufene Brandmauer der CDU/CSU etwa gegenüber der AfD bestehen, wenn sich andere Mehrheiten nur sehr schwierig realisieren lassen? Hier muss die Union frühzeitig Farbe bekennen – sonst ist der laut Umfragen prognostizierte Sieg bei der Bundestagswahl in Gefahr.
Insgesamt ist eine vorübergehende politische Lähmung sicherlich das Letzte, was die deutsche Wirtschaft gebrauchen kann. Reformen werden dringend benötigt: Steuerpolitik, Infrastruktur und Klimapolitik, um nur ein paar zu nennen. Auf ca. 600 Milliarden Euro beziffert das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) den Investitionsbedarf in den nächsten zehn Jahren für Deutschland. Da kommen Rufe nach einer Schuldenbremsenreform auf – eine Maßnahme, die unausweichlich wirkt. Die strukturellen Schwächen der deutschen Wirtschaft und die nachlassende internationale Wettbewerbsfähigkeit sowie die defizitäre Ausstattung der Bundeswehr lassen sich nur mit einem bekämpfen: Geld – in Form von Investitionen. Deutschland ächzt unter zwei Jahren des wirtschaftlichen Stillstandes und die Sozialabgaben steigen auf neue Höchstwerte. Und von einer Agenda 2030 ist weit und breit nichts zu sehen – ganz gleich, wer zukünftig das Land regiert.
In Friedenszeiten wird dem Verteidigungsressort recht wenig Beachtung geschenkt. Durch den Ukraine-Krieg hat sich das geändert. Finanzielle Hilfen, aber auch das 100-Milliarden-Bundeswehrpaket sollten Impulse setzen. Die Wahrheit ist: Es muss noch deutlich mehr passieren. So sind aktuell knapp 180.000 Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr beschäftigt. Im Nato-Verteidigungsfall, also einem Angriff Russlands auf einen Nato-Staat, wird ein deutsches Heer mit einer Stärke von 460.000 bis 480.000 Streitkräften benötigt, um alle Nato-Verpflichtungen bedienen zu können. Das Thema Wehrpflicht wird also unausweichlich auf der Agenda landen. CDU/CSU hat die Unterstützung für den von Verteidigungsminister Pistorius erdachten Freiwilligen-Wehrdienst nach dem Ampel-Aus wieder zurückgezogen. Man wolle eine echte Wehrpflicht, so Unionsfraktionsvize Johann Wadephul. Nicht nur Außenverteidigung wird eine große Rolle spielen: Nach der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt wird das Thema ‚Innere Sicherheit‘ noch einmal wichtiger. Welche weiteren Befugnisse erhalten die deutschen Geheimdienste? Kommt die von der FDP blockierte Vorratsdatenspeicherung nun doch?
Bei all den Herausforderungen gibt es aber natürlich auch Chancen, die sich ergeben: So könnten etwa Investitionen in digitale Infrastrukturen und Bildung das disruptive Potenzial der deutschen Wirtschaft freisetzen. Dies würde vor allem kleinen und mittleren Unternehmen helfen. Zukunftsträchtig könnte sich auch Forschung – Made in Germany entwickeln. Bei einer besseren Verknüpfung mit der Wirtschaft, zum Beispiel bei Themen wie Künstlicher Intelligenz und generell nachhaltigen Technologien. Eine passgenaue Innovationsförderung würde einen Wachstumsmarkt schaffen.
Deutschland steht im Ergebnis vor gewaltigen und teuren Anstrengungen: Steuer- und Abgabenreform finanzieren, Investitionsprogramme aufsetzen, die Nachrüstung der Bundeswehr fortführen und die immer weiter steigenden Energiekosten drücken. Außerdem sind Maßnahmen erforderlich, um den Sozialstaat zurechtzustutzen und die Bürokratie abzubauen. Außerdem müsste die Realität der neuen, geopolitischen Ära in aller Schärfe und Zumutung noch erkannt und konsequent adressiert werden.
Wirtschaft International
Global lässt sich das Wachstum für 2025 als ‚moderat‘ beschreiben: Geprägt von regionalen Unterschieden und spezifischen Herausforderungen soll die Weltwirtschaft um etwa 2,9% wachsen. Das zeigt eine Stabilisierung nach den starken Schwankungen durch Corona. Internationale Musterschüler sind insbesondere Schwellenländer wie Indien und Teile Südostasiens. Sie tragen überdurchschnittlich zum globalen Wachstum bei, während etablierte Volkswirtschaften wie die USA und Europa eher schwächeln. Bei Letzterem sind es vor allem strukturelle Schwächen bei der Produktivität und ein kraftloses Deutschland, das für das geringe Wachstum verantwortlich ist. Das beeinflusst auch globale Handelsdynamiken. Wie anfällig diese allgemein sind, zeigt nicht nur die damalige Krise am Suez-Kanal. Alles global miteinander zu vernetzen, birgt neben vielen Vorteilen auch immense Gefahren. Die weltweite IT-Panne Mitte 2024 sorgte für ein großes Chaos: Banken, die kein Geld mehr auszahlen konnten. Flughäfen, die ihren Betrieb weitgehend einstellen mussten. Supermärkte, die alle Filialen schlossen. Verantwortlich war aber kein Cyberangriff, sondern ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems des Herstellers Crowdstrike. Es waren zwar nur wenige Stunden, aber die zeigen, wie volatil die digitale Verknüpfung der globalen Handelsakteure ist.
Was einzelne Entscheidungen für die Welt bedeuten können, zeigt auch die Wahl Donald Trumps. Am 20. Januar wird Donald Trump zum zweiten Mal US-Präsident und die Auswirkungen sind unabsehbar. Die Weltordnung wird sich ändern: Weg von einer unipolaren, USA-zentrierten Ausrichtung hin zu einer multipolaren Struktur. Verantwortlich hierfür ist zwar nicht nur der designierte US-Präsident, sondern vor allem auch der Aufstieg von Staaten wie Indien. Aber Trumps geplante Fiskalmaßnahmen und Zollerhöhungen werden zahlreiche exportorientierte Länder unter Druck setzen. Die angesprochenen Handelszölle von 60% auf chinesische Produkte und 20% für den Rest der Welt stellen Höchstsätze dar. Die wirklich erhobenen Zollsätze werden am Ende niedriger ausfallen. Für die EU bleiben die hohen US-Zölle aber eine Belastung, die sinkende Exporte nach sich ziehen wird. Gerade Deutschlands Status als Exportweltmeister wackelt. Aber auch für die USA selbst werden diese Maßnahmen zwar kurz-, aber sicherlich nicht langfristig gut sein. Inflation, Schulden und Stagflation drohen. Sollte es aber in der Tat zu einem Handelskonflikt zwischen den USA und Europa kommen, wird sich die Talfahrt der deutschen Exporte beschleunigen und Deutschland in eine tiefe Rezession stürzen.
Auch China werden die Strafzölle treffen – insbesondere, weil bereits nationale Probleme bestehen. Eine schwache inländische Nachfrage dämpft Chinas Wachstumsdynamik. Das möchte die chinesische Zentralbank mit einem weitreichenden Konjunkturpaket ändern. Dieses zielt auf ein nachhaltigeres Wirtschaftsmodell ab und soll der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wieder zu mehr Wachstum verhelfen.
Mit hohen Staatsverschuldungen (F: 112% des BIP, I: 138%) haben Frankreich und Italien zu kämpfen. Die Schulden zwingen beide Länder zu einer restriktiveren Fiskalpolitik mit Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen, die sich negativ auf die Investitionsbereitschaft auswirken wird. Insgesamt wächst die Wirtschaft der Eurozone seit 2023 kaum noch. 2025 könnte sich das – trotz verschiedener zyklischer und struktureller Schwierigkeiten – ändern und sich eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung zeigen. Voraussetzung: sinkende Inflationsraten und niedrigere Zinssätze, die die Investitionsbereitschaft von Unternehmen und das Vertrauen der EU-Bürger stärken. Neben Deutschland hat mit Frankreich das zweitgrößte europäische Land wirtschaftliche und innenpolitische Probleme. Mit einer fragmentierten, destabilisierten und in sich gekehrten EU steht Europa vor einer ungewissen Zukunft.
Der Ukraine-Krieg hat die geopolitischen Fronten weiter verhärtet. Ein Ende des Krieges ist auch 2025 nicht in Sicht. Länder des globalen Südens stehen oft neutral oder sogar pro-russisch da. Diese streben verstärkte Partnerschaften mit Russland und China an. Und zwischen China und Taiwan spitzt sich die Lage langsam zu. So simulierten Taiwans Behörden kürzlich erstmals die militärische Eskalation mit der Volksrepublik China. Man befinde sich in einem Wettlauf mit der Zeit, um seine Kapazitäten zur Katastrophenabwehr auszubauen und die Abschreckung gegen einen eindringenden Feind zu stärken, erklärte Präsident Lai Ching-te. Nach dem Sturz des syrischen Assad-Regimes hat sich die Ordnung des gesamten Nahen Ostens stark verändert. Es wird sich zeigen, ob die Übergangsregierung unter HTS-Anführer Ahmed al-Scharaa Bestand haben wird. Für Israel ist mit Assad eine Gefahr mehr gebannt, schließlich ist die neue Regierung nicht Teil der iranisch geführten „Achse des Widerstands“. Russland hat – wie Iran – mit Assad auf das falsche Pferd gesetzt und wird sicherlich nicht mehr in Syrien willkommen sein. Gerade weil russische Truppen auf Seiten Assads seit 2015 Kriegsverbrechen und Massaker angerichtet haben.
Kriege und Konflikte werden auch zunehmend digital ausgefochten. Der Wettlauf um technologische Dominanz wird politisch immer wichtiger. Cybersicherheit, Ethikfragen in punkto KI und die gesetzliche Regulierung digitaler Räume werden auf die Agenda rutschen. Es bräuchte globale Einigungen auf Standards.
Wirtschaft National
„Schlusslicht aller Industrienationen“ und „Bleibt Deutschland der kranke Mann Europas?“ – die Schlagzeilen sind gnadenlos. Und nun haben auch noch die fünf führenden Wirtschaftsforschungs-institute ihre Konjunkturprognosen deutlich gesenkt. Sie gehen im Durchschnitt für 2025 von nur noch 0,3% Wachstum aus. Einige rechnen sogar mit der Fortführung der Stagnation, die dann bereits seit drei Jahren anhält. Diesen pessimistischen Blick teilen offensichtlich auch die Unternehmen und wir selbst auch: Nur 12,6% der deutschen Unternehmen gehen laut ifo Institut von besseren Geschäften im Jahr 2025 aus. Etwa ein Drittel (31,3%) rechnen mit einer schlechteren wirtschaftlichen Lage im neuen Jahr. Die Mehrheit (56,1%) sieht eine unveränderte Lage. Und auch 72% der Deutschen fürchten, dass es mit der Wirtschaft weiter abwärts geht. Drei Jahre in Folge kein Wachstum – das wäre beispiellos in der Nachkriegsgeschichte. Deutschland kriselt vor sich hin. Große Unternehmen kündigen Entlassungen an und drosseln die Produktion. Die Stimmung der Konsumenten erreicht neue Tiefpunkte und die Arbeitslosigkeit steigt. Die Exporte brechen ein. Deutschland ist (mal wieder) der kranke Mann Europas.
Die Gründe für die schlechten Ausblicke sind – wie immer – vielfältig. Die deutsche Industrie kämpft immer noch mit hohen Energiepreisen (die doppelt so hoch sind wie in den USA oder Frankreich), einem schleppenden technologischen Wandel und auch mehr Konkurrenz aus dem Ausland. Es sind insbesondere die energieintensiven Branchen wie Chemie, Automotive und Metallproduktion betroffen. Aber auch der seit Jahren bestehende und durch die Corona-Pandemie noch verstärkte Fachkräftemangel und die Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschaft stellen die Unternehmen vor Herausforderungen. Neben den hohen Energiepreisen und einer gesunkenen Produktivität (30% geringer ggü. den USA) hat die nach wie vor hohe Bürokratie (die Genehmigung von Schwertransporten dauert zwölf Mal so lange wie in den Niederlanden) erhebliche Wettbewerbsnachteile zur Folge.
Bislang hat sich der deutsche Arbeitsmarkt trotz aller konjunkturellen Probleme als robust gezeigt: 2024 lag die Arbeitslosenquote zwischen 5,8 und 6,1%. Aber angesichts der schwächelnden Konjunktur wollen laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zahlreiche deutsche Unternehmen den Rotstift bei der Belegschaft ansetzen. Konkret: Vier von zehn Unternehmen planen 2025 einen Stellenabbau. Die Zeiten, als Unternehmen raren Arbeitskräften den roten Teppich ausrollten, sind vorbei. Die Aussichten auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind auch 2025 trüb: Der vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ermittelte Frühindikator sank im Dezember im Monatsvergleich um 0,3 Punkte auf 99,2 Punkte: Laut IAB der vierte Rückgang in Folge und der “niedrigste Stand außerhalb der Corona-Pandemie”. Arbeitslosigkeit wird 2025 wieder ein Thema sein und die Zahl der Arbeitslosen könnte auf 3 Millionen steigen. Mit der heiklen Lage am Arbeitsmarkt schwächt sich auch die Verhandlungsposition der Gewerkschaften, sodass die Zeit kräftiger Lohnsteigerungen zu Ende geht.
Benötigt werden auch Investitionen, allerdings wollen vier von zehn Unternehmen 2025 sogar weniger investieren. Ursächlich ist die politische Landschaft, die so turbulent ist wie selten zuvor. Nicht enden wollende Kriege und Konflikte (Ukraine, Naher Osten), vier neue Jahre Präsidentschaft Trump, wachsender Protektionismus und geoökonomische Blockbildung und das Ampel-Aus: In unsicheren Zeiten wird nicht investiert. Die Ausfälle bei den Bruttoanlageinvestitionen belaufen sich seit Anfang 2020 schon auf 210 Mrd. Euro.
Kleine Lichtblicke gibt es dennoch: So schätzen etwa laut einer Umfrage bei 49 Wirtschaftsverbänden durch das Institut der deutschen Wirtschaft Immobilienfirmen ihre Lage in 2025 besser ein. Der Grund ist das Ende der teils drastischen Zinserhöhungen. Günstigere Immobilienkredite schaffen mehr Bautätigkeit und verhindern Wertminderungen der Bestände. Mit leicht höheren Produktionszahlen rechnen auch Pharmaunternehmen sowie Energie- und Wasserwirtschaft, Entsorgungswirtschaft und die Landwirtschaft.
Die Phase der hohen Inflation gehört zumindest ebenfalls der Vergangenheit an und dürfte sich im Jahr 2025 wieder im Zielkorridor der EZB von zwei Prozent bewegen. Die damit einhergehenden niedrigeren Zinsen werden jedoch erst 2026 zu spürbaren Impulsen bei der Konjunktur führen.
Automotive
Auto-Nation Deutschland? Mit 770.000 Beschäftigten ist der Automotive-Bereich die größte Industrie der Bundesrepublik. Eine schwache Nachfrage, Flaute bei E-Autos und neue Konkurrenz aus China rüttelt an diesem Status quo. Bei Volkswagen (VW) drohen Lohnkürzungen, Werksschließungen und Stellenabbau. Könnte Wolfsburg etwa die deutsche Variante Detroits werden? Die amerikanische Stadt war einst das Herz der US-Automobilindustrie. Dann waren die Autokonzerne insolvent und die Finanzkrise erfasste die ganze Stadt. Mobilitätsforscher Andreas Knie sieht Wolfsburg ein ähnliches Schicksal blühen. Schuld daran sind laut Knie das arrogante Management VWs, welches klare Signale aus China einfach ignorierte. Der Mobilitätsforscher prognostiziert, dass VW die Zahl der Beschäftigten halbieren müsse. Und die schlechten Nachrichten reißen nicht ab: Auch Ford streicht bis Ende 2027 2.900 Stellen, Zulieferbetrieb Bosch verkündete kürzlich den Abbau von bis zu 3.800 Jobs. Michelin will zwei Reifenwerke in Deutschland komplett schließen und Mercedes plant, die Kosten in den kommenden Jahren um mehrere Milliarden Euro zu reduzieren.
Die deutlich ausbaubare Stimmung bestätigt auch eine aktuelle Umfrage, die der Verband der Automobilindustrie unter den Automobilzulieferern (Herstellergruppe III) sowie den mittelständisch geprägten Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen (Herstellergruppe II) durchgeführt hat. Für jedes zweite Unternehmen bleibt demnach der bisherige wirtschaftliche Jahresverlauf hinter den Erwartungen zurück, weitere 19% sehen ihre ohnehin schlechten Erwartungen bestätigt. Hoffnung für 2025? Kaum! Rund jedes zweite Unternehmen (45%) geht davon aus, dass die Situation unverändert bleibt. Vier von zehn Unternehmen (38%) gehen sogar davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Entwicklung verschlechtern wird.
Die Coronafolgen bei der Nachfrage nach Neuwagen konnten nie wieder aufgeholt werden. So rechnet das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) 2025 mit rückläufigen Zahlen: rund 2,7 Millionen Pkw-Neuzulassungen, also 4,6% weniger als die für 2024 prognostizierten rund 2,83 Millionen Einheiten. Die Gründe für die schlechteren Werte sind laut ZDK das zaghaftere Kaufverhalten aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten, die hohen Neufahrzeugpreise und der weiterhin hohe Leitzins.
Elektroautos? Das läuft nicht! So ist zumindest die (deutsch-)landläufige Meinung. Diese ist aber nicht korrekt: In der gesamteuropäischen Betrachtung (27 EU-Staaten, Vereinigtes Königreich von Großbritannien, Island, Liechtenstein, Norwegen sowie der Schweiz) waren von Januar bis inklusive Oktober 2024 rund 14,8% der Neuwagen elektrisch. Und 2025 wird sich der Anteil deutlich erhöhen – laut Mittel aus mehreren Prognosen auf 25%. Verantwortlich hierfür sind die verschärften CO₂-Flottengrenzwerte der EU und die stark fallenden Batteriepreise. Für die Autoindustrie kommen die Richtwerte nicht unerwartet, weshalb sie nun auch mehr Fahrzeuge im A-, B- und C-Segment anbieten müssen. Ziel der deutschen Autobauer muss hier sein, sich nicht von asiatischen Herstellern diese Kunden wegnehmen zu lassen. Zu spät, meint Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule. „Obwohl Volkswagen und BMW vor mehr als einem Jahrzehnt mit dem Verkauf von batterieelektrischen Fahrzeugen begonnen haben, haben es die deutschen Unternehmen versäumt, sich auf Elektroautos zu konzentrieren.“ Dadurch ist der Anschluss an Hersteller wie Tesla oder BYD verloren gegangen. Diese könnten Elektroautos weit billiger verkaufen und bauen. Außerdem äußert sie Kritik an der Produktpalette: nicht an China angepasst und vor allem zu wenig Hybridfahrzeuge, die im Land des Drachens besonders beliebt sind. Zudem warnt Wisbert vor Sparmaßnahmen. Sollten jetzt die Ziele bei Elektroautos weiter zurückgeschraubt werden, drohe der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.
Insgesamt stehen BMW, VW und Co. in China schon ziemlich unter Druck: Lange fuhren deutsche Autobauer im weltgrößten Automarkt ein Drittel bis die Hälfte ihres Umsatzes ein – die Zeiten sind vorbei. Einheimische Marken sind so stark, dass bis 2030 fast drei Viertel aller Wagen von chinesischen Herstellern sein werden. Und die aktuellen Zahlen zeigen den Verfall bereits in Quartal 3-2024: BMW sorgt mit einem Minus von 30% für den stärksten Absatzrückgang in China seit mehr als vier Jahren. Auch Mercedes leidet unter der schwachen Nachfrage (13% Minus) – vor allem im Luxussegment (S-Klasse, Maybach-Limousinen). Auch für VW sieht es in China nicht besser aus, ein Rückgang von 15% verdirbt die ohnehin nicht grandiose Laune.
Bau
Das Ziel der Ampelregierung war klar im Koalitionsvertrag vereinbart: 400.000 neue Wohnungen sollten jedes Jahr entstehen. Doch diese Vorgabe wurde in den vergangenen Jahren nie erreicht. Stattdessen sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar. Laut dem Münchner Ifo-Institut klagt jedes zweite Unternehmen der Branche über Auftragsmangel. Zu den wesentlichen Belastungen zählen steigende Zinsen, hohe Baukosten und eine schwache Nachfrage im Immobiliensektor. Auch durch strengere ESG-Kriterien und Klimaschutzanforderungen erhöhen sich die Kosten von Bauvorhaben. Ähnlich wie im Dienstleistungssektor herrscht auch hier ein akuter Mangel an qualifizierten Arbeitskräften sowohl in handwerklichen als auch in planerischen und technischen Bereichen.
Mit den gesunkenen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank, die schon zu niedrigeren Bauzinsen geführt haben, könnte sich die Lage für die Baubranche Ende 2025/Anfang 2026 aufhellen. Aktuell geht der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) allerdings noch von Stagnation in 2025 aus. Das bedeutet, dass der Umsatz im öffentlichen Bau auf 2024-Niveau (47 Milliarden Euro) bleiben wird.
Im Wirtschaftshochbau- und Wirtschaftstiefbausegment sieht es folgendermaßen aus: Für die Jahre 2024 und 2025 wird ein Abschwung im Wirtschaftshochbau erwartet – mit realen Umsatzverlusten von 7% (2024) und 4,5% (2025). Der Grund: Bei Zinsschwankungen können gewerbliche Investitionen weniger flexibel reagieren als der Wohnungsbau. Dafür wird der Wirtschaftstiefbau 2025 erstmals stärker als der Wirtschaftshochbau sein. Durch Investitionen in Infrastrukturprojekte (z.B. Schienenausbau und Breitbandausbau) gibt es hier robuste Wachstumsraten. Man geht von einem Plus von 9% (2024) und 4,5 % in 2025 aus.
Alles in allem sind es aber gerade fehlende Investitionen, die es der Branche schwer machen. Kommunen, die 60% der öffentlichen Bauinvestitionen tragen, kämpfen seit über zwanzig Jahren mit negativen Nettobauinvestitionen. Der Investitionsstau allein in den Kommunen ist bis 2023 auf 186 Milliarden Euro angestiegen, so hat es das KfW-Kommunalpanel ermittelt. Unzureichende öffentliche Budgets verschärfen die Lage. Nur durch strukturelle Reformen und eine verlässliche Finanzierung kann der Investitionsstau aufgelöst werden – eine weitere Herausforderung für die neue Regierung. Investitionen müssen zukünftig auch in Digitalisierung und Nachhaltigkeit fließen: Umweltbelastungen reduzieren, Effizienz steigern und die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Building Information Modeling (BIM) und der Einsatz von Drohnen zur Überwachung von Baustellen sind keine Zukunftsmusik, sondern bereits im Einsatz.
Immobilien
Der private Wohnimmobilienmarkt zeigt erste Zeichen der Erholung nach einem schlechten 2024. Die gesunkenen Bauzinsen haben die Nachfrage nach Immobilien und Baukrediten belebt, insbesondere im mittleren Preissegment. Ein erneuter Immobilienboom ist jedoch auch 2025 noch in weiter Ferne. Der Markt für Gewerbeimmobilien hingegen bleibt angespannt. Steigende Leerstände und Insolvenzen prägen die Nachfrage, gerade im Bürosektor. Auch regionale Unterschiede zeigen sich deutlich: In städtischen Zentren wie München oder Frankfurt werden leichte Preissteigerungen erwartet, mittelgroße Städte wie Mainz und Kaiserslautern bleiben aufgrund hoher Nachfrage besonders attraktiv für Investitionen.
Zukünftig dürfte die Bedeutung des demografischen Wandels für den deutschen Immobilienmarkt weiter ansteigen. Die Deutschen werden immer älter, und die Zahl der Singlehaushalte wächst. In den kommenden Jahren sollte der Fokus verstärkt auf barrierefreie Wohnungen, Seniorenwohnungen und kleinere, funktionale Apartments gelegt werden. Zudem wird erwartet, dass der Bedarf an Wohnraum in ländlichen Gebieten sinken wird, während die Städte weiterhin ein wachsendes Interesse an kleinen, flexiblen Wohnungen erleben werden.
An Digitalisierung kommt auch diese Branche nicht vorbei: Durch PropTech-Lösungen (Property Technology) verändert sich sowohl der Immobilienkauf als auch das -management. Virtuelle Besichtigungen, digitale Immobilien-bewertung und KI für die Marktanalyse werden zukünftig zum Alltag gehören. Durch Blockchain werden Transaktionen sicherer, schneller und kostengünstiger. Ein Gewinn für die Transparenz.
Einzelhandel
Insgesamt waren die letzten Jahre für den Einzelhandel nicht einfach: Pandemie, globale Kettenunterbrechungen und Engpässe, Inflationsdruck und hohe Kosten. Dem gegenüber stehen gestiegene Ansprüche von Verbrauchern und die überall anklopfende Digitalisierung. Der private Konsum in Deutschland läuft schleppend und darunter leidet der Handel. 2024 war da besonders herausfordernd. Daran konnte auch das oftmals bemühte Weihnachtswunder nichts mehr ausgleichen und das Geschäft lief auch mehr schlecht als recht. Die Lage ist dramatisch. Der Einzelhandel selbst spricht von einer schlechteren Stimmungslage, gleichbleibender Umsatzerwartung, gleichbleibend hohen Investitionen und gleich vielen Beschäftigten. Durch immer noch hohe Kosten für Energie, Arbeit und Material wird sich die Lage in 2025 nicht bessern.
Hinzu kommt der Fachkräftemangel. 37.000 ausgebildete Fachkräfte werden dem deutschen Einzelhandel bis 2027 fehlen. Zu dieser Prognose kommt das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Laut Handelsverband Deutschland (HDE) stehen bereits jetzt schon etwa 120.000 unbesetzte Stellen zur Verfügung. Der HDE sieht die Politik in der Pflicht. Durch den demografischen Wandel werde sich das Problem noch weiter verschärfen. Die duale Berufsausbildung müsse attraktiver gemacht und Geflüchtete schneller und unkomplizierter in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die Frage ist, ob sich das Fachkräfteproblem nicht automatisch auflöst. Kassenlose oder mit SB-Kassen bestückte Läden, automatisierte Lager und selbstfahrende Lieferfahrzeuge sind bereits da und werden über kurz oder lang die fehlenden Stellen ausgleichen.
Rüstung
Der deutschen Rüstungsbranche geht es so gut wie schon lange nicht mehr. Verständlich, schließlich mehren sich die Konflikte weltweit. Profiteur: Rheinmetall gilt dem Umsatz nach als größtes Unternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. So lag dessen Aktie am 24. Februar 2022 (Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine) bei 100,05 Euro, am 6. Dezember 2024 bei 651,80 Euro. Ihr Wert ist enorm angestiegen. Das Eintrittsticket für den deutschen Leitindex DAX, in den Rheinmetall im März 2023 aufgenommen wurde.
Nicht nur in Deutschland liegt der Fokus auf der Ertüchtigung der eigenen Streitkräfte: alle NATO-Staaten wollen bzw. müssen aufrüsten. Auch die Spannungen im Südchinesischen Meer erhöhen die Nachfrage nach Rüstungsgütern. Zudem wappnen sich in der Golfregion Staaten wie Saudi-Arabien gegen Bedrohungen, z.B. aus dem Iran. Gut für die Rüstungsunternehmen: Die Ampel-Regierung hat Anfang 2024 Waffenlieferung an Saudi-Arabien wieder erlaubt. 2018 hatte die große Koalition wegen der Beteiligung Saudi-Arabiens am Jemen-Krieg sowie dem Mord am Journalisten Jamal Khashoggi einen Exportstopp für Rüstungsgüter verhängt.
Pharma & Chemie
Eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft – diese Bezeichnung reklamiert der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) selbstbewusst für sich. Und als Teil von Deutschlands drittgrößter Industriebranche ist diese Aussage durchaus angebracht. 2024 war dennoch ein schwieriges Jahr: Während die Grundstoffchemie zulegte, herrschte in der Fein- und Spezialchemie Konjunkturflaute. Dank höherer Verbraucherausgaben erholte sich zumindest die Produktion von Reinigungsmitteln und Kosmetika. Für 2025 wird allerdings in der gesamten Industrie nur von einem Produktionswachstum von 0,5% bei stagnierendem Umsatz ausgegangen, so der Verband der Chemischen Industrie (VCI). Es fehlen Aufträge, weswegen die Produktionsanlagen schlecht ausgelastet sind. Die Freude auf das neue Jahr ist bei den Unternehmen entsprechend unterschiedlich ausgeprägt: So geht laut einer VCI-Umfrage gut ein Viertel der Firmen von einem Anstieg der Erträge aus, während 26% ein gleichbleibendes Niveau und 46% einen Rückgang voraussehen. Immerhin soll trotz der Herausforderungen die Beschäftigungszahl in der Chemie- und Pharmabranche mit 477.000 Personen weitgehend stabil bleiben. Das verwundert, da kürzlich der Spezialchemiekonzern Evonik einen großangelegten Umbau ankündigte. Auch BASF wird im aktuellen Sparprogramm sicherlich den Punkt Stellenabbau vorgesehen haben. Deutlich robuster präsentiert sich die Pharmaindustrie. Aber auch hier werden bereits Forderungen an die neue Bundesregierung gestellt: Man erwarte einen bedeutenden wirtschaftspolitischen Impuls. Bedeutet konkret: Energiekosten senken, Genehmigungsprozesse beschleunigen und Bürokratie abbauen. Besonders der letzte Punkt ist wichtig. Laut einer VCI-Mitgliederumfrage sind Bürokratie und Regulierung nämlich für fast 90% eine schwere Belastung.
In der Branche herrscht ein hoher Innovationsdruck, weshalb die deutsche Pharmaindustrie 2022 rund 9,3 Milliarden Euro in F&E investierte. 2024 könnten es knapp 12 Milliarden Euro sein. Auch KI wird immer präsenter. Gemäß einer Prognose von MarketsandMarkets wird der weltweite Umsatz mit KI im Gesundheitssektor bis zum Jahr 2029 auf rund 148 Milliarden US-Dollar ansteigen.
Megatrend KI und Robotics
Hat Künstliche Intelligenz (KI) das wirtschaftliche Potenzial, wovon immer die Rede ist? In den letzten Jahren sind daran große Zweifel angemeldet worden. In 2025 könnte sich das Blatt endgültig wenden, denn KI wird zu DEM Antrieb für die Robotik-Branche. Und diese wird laut Schätzungen von Grand View Research zufolge bis 2030 pro Jahr um über 20 Prozent auf über 180 Milliarden Dollar wachsen. Forscher Marty Resnick (US-Analysehaus Gartner) ist sich sicher: „Künstliche Intelligenz wird dabei helfen, Roboter in unseren Alltag zu bringen.“ KI wird die Software der Roboter in neue Dimensionen bringen und vor allem endlich smart machen. So wird das amerikanische Unternehmen Boston Dynamics Anfang des Jahres „Atlas 2“ vorstellen: einen vollelektrischen, humanoiden Roboter. Dieser soll aber nicht in Firmen eingesetzt werden, sondern wie bereits Staubsaugerroboter auch im privaten wie öffentlichen Bereich. Dass Boston Dynamics weiß, wovon sie sprechen, zeigten sie bereits mit „Spot“. Der Roboterhund gilt als der erste kommerziell erfolgreiche Roboter des Unternehmens. Mittlerweile kommt auch dort die kommerzielle Vermarktung in Gang. Bereits über 1.500 Modelle wurden verkauft. 2025 geht es in die Massenproduktion. Kunden sind schon gefunden, etwa der deutsche Versandhandelsriese Otto. Der Roboterhund spürt Luft- und Gaslecks auf, liest Messgeräte ab und kontrolliert Regale. Treppen und Türen sind kein Hindernis für ”Spot”.
Für “Roboter-Gehirne” bringt World Labs im Frühjahr das passende, allumfassende Update auf den Markt. Das neue KI-Modell ist eine räumliche Intelligenz, die ein Verständnis der Realität entwickeln und somit neue Anwendungen schaffen kann. Das große Weltmodell übertrumpft mit seinem Verständnis u.a. von physikalischen Gesetzen (z.B. Schwerkraft) die Fähigkeiten von Textrobotern wie ChatGPT um ein Vielfaches. In Deutschland stehen mit Agile Robots, Neura Robotics und Quantum Systems bereits vielversprechende Start-Ups bereit, um den Status als “führendes Zentrum für Roboterinnovationen in Europa” weiter zu etablieren. Allerdings fehlen auch hier wichtige Investitionen: Während diese weltweit um 22% stiegen, gingen sie in Deutschland um ein Viertel zurück. „In Deutschland müssen wir schnell begreifen, dass man sehr viel investieren muss, wenn man in wenigen Jahren etwas aufbauen will, wofür in der alten Welt ein Jahrhundert Zeit war“, mahnt Neura-Robotics-Gründer David Reger im Handelsblatt. „Wir verfügen dank der Automobilindustrie und ihrer Lieferketten über einzigartiges Know-how in allen Disziplinen, die für die Robotik entscheidend sind.“
Nicht nur beim Thema Investition ist ein Umdenken vonnöten, auch beim gesamten Mindset zu Robotern. Die große Angst vor menschenunterwerfenden Maschinen, wie man sie aus Hollywoodproduktionen kennt, ist immer noch groß – vor allem in Europa. Die missbräuchliche Nutzung von Maschinen muss verhindert und die Produkte einer strengen Prüfung unterworfen werden. Mit dem Vertrauen werden auch die Investitionen in Deutschland anwachsen.
Chancen
Wo Schatten ist, ist auch Licht. Aller schlechten Nachrichten zum Trotz, es gibt auch Branchen und Bereiche in der deutschen Wirtschaft, die entgegen dem aktuellen Trend in den nächsten Jahren deutlich wachsen können. Ohne deutliche Investitionen wird dies jedoch nicht möglich sein. McKinsey hat in der Studie: Wachstumswende mögliche Wachstumsfelder identifiziert, die zwar noch einen hohen Investitionsbedarf aufweisen, bei denen Deutschland aber mittelfristig wieder die Chance hat, global vorne mitzumischen. Bei einem ”weiter so wie bisher” läuft Deutschland Gefahr, den hohen Lebensstandard einzubüßen. Wenn jedoch die Potenziale genutzt werden, ist auch wieder ein Wirtschaftswachstum möglich. Hierfür ist ein Kraftakt von Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen erforderlich.
Folgende Themen sind dafür essenziell:
- Gezielte Förderung technologischer Innovationen
- Flexibilisierung des Arbeitsmarktes
- Mobilisierung von Kapital
- Abbau von Bürokratie
- Niedrigere Energiepreise
- Schnellere Implementierung von KI
In der Studie von McKinsey wurden 14 mögliche Wachstumsfelder identifiziert:
- Dekarbonisierung: Noch ist Deutschland bei nachhaltiger Energieerzeugung und -effizienz führend und die Speicherung von CO2 bietet zusätzliches Potenzial.
- Neue Materialien: Innovationen waren schon immer eine Stärke von Deutschland; sowohl bei Biokunststoffen als auch bei Nanomaterialien ist ein überdurchschnittliches Wachstum möglich.
- Kreislaufwirtschaft: Die Erfahrung und Tradition bei Abfallwirtschaft und Recycling reduziert die Kosten bei Klimaschutz ggü. anderen Ländern und der Abschied von fossilen Brennstoffen sowie die wachsende Rohstoffknappheit birgt die Chance für neue Geschäftsmodelle.
- Automatisierung: Die Maschinen- und Anlagenbauer sind beim Zusammenspiel von Maschinenbau, Robotik, Sensorik und Feinmechanik und der daraus resultierenden Effizienz führend.
- Mobilität: Der Übergang zur Elektromobilität muss in Europa erfolgreich bewältigt werden.
- Batterien: Bei der aktuellen Batterietechnik hat Deutschland den Anschluss verloren, jedoch kann bei den Batterien der nächsten Generation wieder eine führende Rolle eingenommen werden.
- Biotechnologie: Hier ist weiterhin starkes Wachstum möglich.
- Gesundheitsversorgung: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein Wachstumsmarkt und kann hohe jährliche Milliardensummen einsparen.
- Halbleiter: Deutschland hat in der europäischen Halbleiterindustrie eine Schlüsselrolle inne und mit einem weiteren Ausbau in Forschung und Produktionskapazitäten kann Deutschland an dem Billionen-Markt partizipieren.
- KI und Software: In der Forschung ist Deutschland stark, spielt als Anbieter aber eine untergeordnete Rolle. Jedoch kann der vermehrte Einsatz von KI zu einem deutlichen Anstieg des BIP führen.
- Bildungstechnologien: Digitale Lösungen werden im Bildungsbereich immer wichtiger und besonders Start-Ups könnten in diesem Bereich profitieren.
- Verteidigung: Die Spitzentechnologien sind vorhanden und mit einem konsequenten Ausbau der Kapazitäten kann die steigende Nachfrage bedient werden.
- Quantencomputing: Mit 7.000 Patenten ist Deutschland hinten den USA und Japan weltweit auf dem 3. Platz eines Bereiches mit einem Wertschöpfungspotenzial von bis zu 2 Billionen Dollar in den nächsten 10 Jahren.
- Modulares Bauen: Mit industriell gefertigten Gebäudemodulen kann der öffentliche Bau sowie der Wohnungsbau beschleunigt und kostengünstiger umgesetzt werden. Diese Produktivitätssteigerung kann auch dem steigenden Handwerkermangel entgegenwirken. Deutschland kann hier eine führende Rolle weltweit einnehmen.
Damit ein weiteres Wachstum in diesen Bereichen möglich ist, muss die Finanzierung gewährleistet sein. Sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene bedarf es einer glaubwürdigen, langfristigen Finanz- und Entwicklungsperspektive für die Forschung. Lediglich bei der Rüstungsindustrie scheint dies aktuell aufgrund der Bedrohungslage und der technologischen Stärke aktuell schon gegeben. Mit den forschungsstarken Hochschulen, Industrien und Instituten sind die Voraussetzungen für neue Entwicklungen gegeben und Hightech entsteht durch die Vernetzung mehrerer Disziplinen. Ein Wachstum ist somit durch Aufholen und Ausbau des bisherigen Vorsprungs in den Zukunftsbranchen möglich.
(Quellen für den Artikel sind im PDF-Dokument zu finden)