Unternehmenskredite – nur zu verschärften Bedingungen!
Mitte letzten Jahres haben wir uns dem Thema gewidmet, dass Kreditinstitute ihre Vergaberichtlinien verschärft haben. Die Deutsche Bundesbank erhebt in einer Umfrage vierteljährlich ein Stimmungsbild von deutschen Banken (zuletzt zum 30. Juni 2023).
Im Fokus stehen dabei Einschätzungen zu nachfolgenden Punkten
- Refinanzierungskosten
- Wettbewerb
- Risikoeinschätzung
- Risikorelevenz
Vor einem Jahr hat sich ab dem 2. Quartal 2022 bereits abgezeichnet, dass der Fokus sich insbesondere auf den Bereich Risikoeinschätzung konzentrierte.
Mit der neuen Umfrage in Deutschland und im Euroraum zeigt sich, dass noch einmal mehr auf das Risiko achten. Themen wie Wettbewerb und Refinanzierungskosten sind weitgehend aus dem Blick geraten. Die Bereitschaft, Risiken und damit auch mindestens auf Teile von Sicherheiten zu verzichten, wird immer geringer.
Zusätzlich werden marktverursacht auch die Zinssätze im Kreditgeschäft regelmäßig angepasst. Dies passiert weitgehend eher im Darlehensgeschäft während im Einlagengeschäft Zinssätze zum Teil bewusst verzögert oder gar nicht weitergegeben werden.
Dies ist zweifellos auch ein Spiegel der allgemeinen wirtschaftlichen Aussichten:
- Der Ukraine-Krieg hält nach wie vor an. Eine Friedenslösung wird von beiden Seiten blockiert. Damit halten auch die Sanktionen gegenüber Russland berechtigterweise weiter an.
- Das anhaltend hohe Zinsniveau hat die Bautätigkeiten sowohl im gewerblichen als auch im privaten Wohnungsbau sehr eingeschränkt.
- Hausfinanzierungen sind für große Teile der Bürger einfach zu teuer geworden.
- Unternehmen stellen wegen der getrübten Aussichten und höheren Zinskosten geplante, teils notwendige Investitionen zurück.
Die Frage bleibt offen, was zuerst passiert ist. Klar ist jedoch, dass sich selbst gesunde Unternehmen heute deutlich mehr Fragen stellen müssen als in Boomjahren.
So ist die Nachfrage nach Krediten insgesamt stark zurückgegangen. Besondere bei langfristigen Anlagegütern ist dieser Trend bei den Banken spürbar. Neben der reinen Finanzierungsnachfrage führt dies auch zeitversetzt zu Rückgängen in den Auftragsbüchern der Wirtschaft. Die Bau- und Anlagegüterwirtschaft spürt diesen Trend deutlich. Diese Entwicklung macht sich nicht nur in den offenen Aufträgen bemerkbar. Selbst nach verbindlicher Bestellung werden Teile der Aufträge noch storniert, da für den Investor manche Erneuerung oder Erweiterung in dem aktuellen Umfeld in Frage gestellt wird.
Ist denn eine Besserung in Sicht?
Selbst bei einer zügigen Beendigung des Konfliktes in der Ukraine habe sich die Verhältnisse weltweit verändert. Machtblöcke und Partnerschaften werden hohen Belastungen sowohl monetärer Art als auch auf der Vertrauensebene ausgesetzt. Die Staaten fallen zum Teil in nationale Strategien zurück. Der Gemeinschaftssinn, z. B. in der EU, schwindet. Politische Splittergruppen beschwören nationale Phantasien.
Die Gesetzgeber schaffen es immer wieder auch in diesem Umfeld Regeln zu verschärfen, die manchem Investor den letzten Mut nehmen, sich neu zu engagieren. In diesem Umfeld muss jeder Wirtschaftsteilnehmer auch neue Wege suchen, um weiterhin erfolgreich zu bleiben.
Worauf sollten wir uns einstellen?
Banken haben weiterhin eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Wirtschaft mit Krediten. Die internen Steuerungsthemen der Banken sorgen für zusätzliche Informationsbedürfnisse und damit zu Fragen, denen sich der potenzielle Kreditnehmer stellen muss.
Bearbeitungszeiten von bis zu 3 Monaten sind keine Seltenheit – auch für weniger komplexere Kreditanfragen. Auch wenn die Banken immer noch die wichtigsten Kreditgeber des deutschen Mittelstandes bleiben, ist die Bereitschaft zur Begleitung deutlich gesunken. Insbesondere wenn Unternehmen dann auch noch im aktuellen Umfeld mit kleineren Gewinnen oder gar Verlusten aufwarten müssen.
Was ist zu tun?
Der Kommunikation mit seinen Finanzierungspartnern kam schon immer eine besondere Rolle zu. Die Erwartungshaltung der Banken über Aufbau und Inhalte von Unterlagen und Gesprächen ist zum Teil über einzelne Häuser sehr unterschiedlich. Fakt ist jedoch, dass vermehrt auf Planung, einen langfristig strategischen Fokus und regelmäßige Informationsrhythmen Wert gelegt wird.
Aus unserer langjährigen Erfahrung wissen wir, dass dies heute immer noch nicht selbstverständlich für jeden ist. Wir unterstützen Sie gern bei dem Auf- und Ausbau Ihrer Informationspakete und begleiten Sie im Bedarfsfall gern auch zu Bankgesprächen.